Das Unheil nahm an einem Sonntagnachmittag im August seinen Lauf. Für unseren Wintervorrat an Sommertomatensauce hatte ich soeben die 3. und letzte Charge in Flaschen abgefüllt. Plötzlich bemerkte ich zwischen der Küchen-Holzabdeckung und dem Einschaltpanel des Uralt-Herdes Qualm. Ein dünnes, aber alarmierendes Zeichen. Wir riefen die Feuerwehr die knapp 3 Minuten nach unserem Anruf mit 2 Wagen vor Ort und mit 10 Mann hoch in unserer kleinen Küche stand. Sie fackelten nicht lange und stemmten den Herd in weniger als 5 Minuten aus der Verankerung. Das Holz seitlich der Herdplatte war ziemlich verkohlt und wären wir zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause gewesen, hätte sich ein veritabler Glimmbrand daraus entwickeln können. Nachdem das Übel erstickt und die Feuerwehr abgezogen war, keimte in mir rasch Hoffnung auf. Hoffnung, das neben dem Herd auch der Uralt-Backofen einem modernen Gerät weichen würde. Meine Wünsche wurden erhört und zwei Wochen später – nach langem hin und her – hatten wir einen modernen Glaskeramikherd UND einen neuen Backofen.

Es ist mein Glück im Unglück, dass ich mich beim Brot backen nun nicht mehr über die ungleichmässige Bräunung an der Oberfläche ärgere. Bis anhin musste man den richtigen Zeitpunkt abpassen und dann schnell Alufolie auf das Brot legen, damit die Oberfläche nicht verbrannte. Die Bräunung war zudem sehr, sehr unregelmässig. Dunkle Stellen, Ziele wie mit dem Bunsenbrenner anvisiert. Damit war nun Schluss. Das erste Brot, das regelmässig gebräunt und superknusprig aus dem neuen Backofen kam, war Panfocaccia – unzählige Male gebacken und zweifellos eines meiner Lieblingsbrote.

Es gibt knusprige Focaccia, weiche Focaccia und Panfocaccia in allen erdenklichen Varianten. Ursprünglich aus Ligurien hat das schmackhafte Weissbrot schon längst einen triumphalen Siegeszug über die Grenzen Italiens hinweg angetreten. Es wird mal mit Malz – wie in der Toskana, mal ohne gemacht, ihr steht Gemüse der verschiedensten Art, Käse sowieso und Gewürze geben ihr immer einen feinen Geschmack. Ob als Zwischenmahlzeit, zu Bruschetta getoastet und belegt (wie auf dem Foto oben mit Tomatensalsa, Knoblauch, gedünstetem Kürbis und Ziegenfrischkäse – inspiriert von Katia und ihrer Kürbispizza), zum Apéro oder zur Vorspeise, sie macht stets eine gute Figur. Und ganz unter uns –  ich mag Panfocaccia auch sehr, sehr gern zum Frühstück mit Butter und viel Marmelade.

PANFOCACCIA – Rezeptquelle: Profumo di Livieto, abgewandelt

Zutaten für eine Focaccia von ca. 850 Gramm

  • 250 Gramm Manitobamehl*
  • 250 Gramm Hartweizenmehl**
  • 375 Gramm Wasser
  • 3.5 Gramm Frischhefe
  • 1 Esslöffel Gerstenmalz
  • 25 Gramm weiche Butter
  • 10 Gramm Salz
  • Olivenöl zum Bestreichen
  • optional: Meersalzflocken zum Bestreuen
  1. am Vorabend des Backtages Manitobamehl, 250 g Wasser und 0.5 g Frischhefe (mit einer Löffelwaage abgewogen) miteinander verrühren
  2. 12 Stunden zugedeckt bei Raumtemperatur stehen lassen
  3. am nächsten Tag alle Zutaten und das restliche Wasser, ausser Salz und Butter zum Vorteig geben und mit der Küchenmaschine 2 min verrühren
  4. dann Salz und Butter dazugeben
  5. ca. 5 min kneten bis ein homogener Teig ensteht
  6. 40 min abgedeckt gehen lassen
  7. einmal falten – was das ist, wird hier erklärt
  8. 20 min gehen lassen
  9. Backofen auf 250° C vorheizen
  10. mehrere Male falten und zu einem mittelflachen Laib formen
  11. mit nassen Fingerspitzen kleine Grübchen in den Teig formen
  12. mit Olivenöl bestreichen
  13. mit Dampf backen
  14. nach 10 min die Temperatur auf 180° C zurückdrehen
  15. noch ca. 20 min fertigbacken