Aktion “Junior kocht Mittagessen” läuft!
In Italien haben Schüler 3 Monate Schulferien. Ich habe mich nicht vertippt: Monate! Als unsere Generation zur Schule ging, hatten wir noch längere Ferien: von Mitte Juni bis zum 1. Oktober. Zum Teil hat man die Schulkameraden nicht mehr wieder erkannt, weil sie sich so verändert hatten. Es gibt für solch lange Ferien Vorteile und Nachteile. Solange die Kinder klein sind und beide Eltern berufstätig, kann man sich schon alles mögliche einfallen lassen um diese langen Ferien zu überbrücken. Wenn man nicht gerade eine rüstige Oma in der Nähe hat, wird das zum Problem. Kinderbetreuung im Sommer, Kolonie (ein typischer südtiroler Ausdruck für betreute Kinderferien) auf dem Berg und am Meer, Musikwochen, Schwimmkurse, unsere Kinder haben im Laufe der Jahre das ganze Programm durchgemacht.
Der Vorteil kommt erst später, wenn die Kinder alt genug sind und einen Sommerjob annehmen können. Das geht aber erst mit 15 Jahren.
Mit 14 Jahren geht einem die Zeit nicht so leicht herum, der Tag ist lang, der Computer und der Fernseher schreien…
Deshalb haben wir schon vor 3 Jahren mit unserer Großen ein Experiment gewagt und sie den Sommer über kochen lassen. Es gab dafür ein kleines Taschengeld und sie hat sehr viel dazu gelernt.
Jetzt ist unser Junior dran! Er hat sich darauf gefreut, Chef in der Küche zu sein.
Das Wichtigste am Anfang ist, genaue Angaben zu machen, dann kann es auch klappen und das Erfolgs-Erlebnis ist groß. Später kommt das Improvisieren dazu. Das ist wie im Jazz: das Instrument muss man beherrschen, bevor man mit der Improvisation beginnt.
Diesmal gab es Hamburger!
Ich habe ihm mein Rezept ausgedruckt und hingehängt. Ich kam zu früh von der Arbeit (oder er hat spät angefangen:), habe mich aber ins Wohnzimmer gesetzt und gelesen, was mir sehr komisch vorkam.
Norbert hat mit der Kamera alles festgehalten. Die Fotoauswahl habe ich ihn treffen lassen.
Und hier das Rezept für 4 Personen, bei uns waren noch welche übrig, da wir momentan nur zu dritt sind, zwecks Sommerjob:
- 600 g Kalbsfaschiertes (ich hatte noch Faschiertes vom Vittelone im Gefrierschrank, das ist ein größeres Kalb)
- 4 Scheiben Toastbrot
- 1/2 Glas Milch
- 2 Schalotten
- 1 roter Peperoni
- Olivenöl
- Salz
- Pfeffer aus der Mühle
- ein paar Salatblätter
- 6 Sesamsemmeln
- nach Wunsch Ketchup
- Unser Junior ist sehr genau nach Rezept vorgegangen und hat als erstes das Toastbrot in der Milch eingeweicht, dann hat er die Salatblätter gewaschen.
- 1 Schalotte hat er dann geschält und fein gehackt. Da war ich gerade in der Küche und habe gestaunt, weil er das sehr geschickt ausgeführt hat.
- Er hat eine beschichtete Pfanne, bei mittlerer Flamme, auf den Herd gestellt und hat wenig Olivenöl hineingegeben. Er hat mich gefragt, welche Pfanne er verwenden solle und weil er weiß, dass ich bei Fleisch immer die Stahlpfanne verwende, wollte er wissen warum ich bei den Fleischkrapflen die beschichtete nehme. Ich habe ihm dann erklärt, dass durch das Brot die Fleischkrapflen eher ankleben würden. Außerdem ist Faschiertes nicht ein Stück Fleisch, das bei großer Hitze sofort die Poren schließen muss. Man muss sie eher langsam braten, damit sie bis zum Kern durch sind. Beschichtete Pfannen macht man sich hauptsächlich durch zu starker Hitze kaputt. Logisch muss man einem Junior-Küchenchef auch erklären, dass in einer beschichteten Pfanne nichts aus Metall verloren hat: kein Messer, Gabel, Schere, L..Löffel, sonst ist sie auch gegangen.
- Danach hat er das Faschierte, die Zwiebel, das ausgedrückte Toastbrot, Salz und Pfeffer in einer Schüssel vermischt, hat sofort 7 Fleischkrapflen geformt und sie in die Pfanne gegeben. Man kann jedes ein bisschen größer machen, dann kommt man auf 6 Stück. Er hat die Fleischkrapflen, bei nicht zu starker Hitze, von beiden Seiten gebraten.
- Er hat den Peperoni gewaschen, geputzt und in Steifen geschnitten. In einem kleinen Topf hat er Olivenöl erwärmt, die Peperonistreifen darin angeröstet und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
- Dann hat er die zweite Schalotte geschält und in die Pfanne zu den Fleischkrapflen gehobelt, kurz mitgedünstet und die Pfanne vom Herd genommen.
- Die Semmeln hat er geteilt, mit den Salatblättern belegt. Darauf folgt je ein Fleischkrapfl und zum Schluss mit Peperonistreifen und Zwiebelringen abschließen. Die Deckel der Semmeln werden wieder daraufgesetzt und natürlich wird dieses Gericht mit den Händen gegessen.
Wie schon angeführt, kann sich jeder noch Ketchup in den Hamburger geben. Servietten liegen bereit, falls man, nach dem Male fettige Hände hat.
Unser junger Küchenchef war sichtlich stolz, dass es ihm so gut gelungen ist. Wo er am Montag, nachdem er mich 5 mal bei der Arbeit angerufen hat, um Informationen einzuholen (es gab Pasta:) der Meinung war, er sei als Koch unfähig.
Es soll kein Meisterkoch aus ihm werden, aber wenigstens die Grundbegriffe soll er lernen und vielleicht werde ich dann auch einmal so stolz sein wie Claus mit seinem Frederik.